INTERVENTION – Die Ohnmacht der Aufklärung

Ein neues politisches Klima hält derzeit Einzug. Kampfbegriffe wie „fake news“, die Beschwörung „alternativer Fakten“ erzeugen ihre eigene Realität. Der Gegensatz von Wahrheit und Lüge scheint aufgehoben. Im „post-faktischen Zeitalter“ schlägt die Stunde der Populisten und Radikalisierer. Die aufgeklärte Gesellschaft muss sich fragen lassen, was sie dem Siegeszug der „gefühlten Wahrheiten“ entgegenzusetzen haben. Sind ihre Debatten nur noch „Aufklärung für die Aufgeklärten“, die Andersdenkende lediglich in ihrer Opposition bestärkt? Der Anti-Intellektualismus hat in Europa wie in den USA unterdessen äußerst wirksam emotionale Ressentiments entwickelt, gegen die kein Vernunftkraut gewachsen zu sein scheint. Die Kraft des besseren Arguments scheint sich aufgezehrt zu haben. Die Lust an der Lüge und der Erfolg des Autoritären sind untrennbar damit verbunden. Wie geht die Gesellschaft, wie gehen Intellektuelle, Künstler, Kabarettisten und Theaterleute damit um? Was kann kritisches Denken heute noch ausrichten? Wie muss es sich selbst hinterfragen, um kritisch zu bleiben? Und wie kann eine kritische Praxis aussehen, die zurück zu den Fakten und wirklichen Problemen führt?